Das Seil verhedderte sich leicht um das Bein seines Anzugs und er probierte sich nicht zu sehr irritieren zu lassen, während er geduldlos mit einer gewohnten Bewegung das Seil schrittweise wieder abwickelte. Dabei schwebte er leider schon gute 5 Meter vom Raumschiff weg und musste sich wieder näher hinziehen–ohne sich wieder zu verheddern. Er schaffte das Ganze, ohne sein Butan Jet-Flame Feuerzeug loszulassen. Danach versuchte er nicht zu sehr zu eilen beim Fixieren der Metallplatte, sonst würde Boss wieder über die Qualität reklamieren.
Eine gute halbe Stunde später, gleitete er wieder in die Luftschleuse, wobei er gut aufpassen musste, dass er nicht an die Kante stiess. Wegen dieser Kante war er einmal unbewusst herumgeschwebt, und wäre fast vom Sauerstoffmangel gestorben. Ein rotes Pfeil-Lämpchen zeigte ihm die Oberseite des Eingangs an, und er richtete sich danach aus. Als Experiment hatte er einmal probiert dies nicht zu tun, was in einer wochenlanger Dafalgan-Abhängigkeit resultiert hatte. Wenn Wissenschaftler vor dem letzten Weltkrieg etwas nützliches erfunden hatten, dann war es seiner Meinung nach ohne Frage Dafalgan. Nach dem Weltkrieg war es natürlich etwas modifiziert worden, aber man war vorher wenigstens auf dem richtigen Weg gewesen.
Die Schleuse schloss sich hinter Jack und er wartete nicht darauf, dass die Druckbeaufschlagung beendet war. Er öffnete das magnetische Schloss an seinem Hals und zog in einer flinken Bewegung die weisse Rüstung aus. Gleich in dem Moment, als er diese an ihren Platz an der Wand aufhing gelingte Boss’s Stimme über seine Hörer.
“Code Schwarz. Code Schwarz. Ich wiederhole: Code Schwarz. Ein unbekanntes Schiff der Klasse C hat die Sicherheitsaura überschritten. Alle sofort an eure Posten.”
Dank seiner lang eingeübten Reaktionen rannte Jack direkt den Gang hinunter und passierte den grossen Lagerraum, um zum Kontrollraum zu gelangen. Seine Schritte glitten fast reibungslos über das glatte Metall und allmählich merkte er wie das Adrenalin ihm diese Schritte erleichterte und wie er bei jedem dieser Schritte höher kam und immer mehr nach oben gezogen wurde…. Nein. Adrenalin war es nicht gewesen. Denn seine Füsse mussten kaum mehr den Boden berühren bevor er wieder nach oben gestossen wurde.
Jack spürte die Gewichtslosigkeit, die er vor kaum fünf Minuten noch erlebt hatte, aber um sich an den Wandstangen festzuhalten war es zu spät. Er war schon auf seiner Bewegungsbahn und würde sich erst am Ende des Ganges irgendwie abstützen müssen ohne sich ein Glied zu brechen…
Jack spürte einen leichten Schock an seinem Kopf und riss diesen ruckartig nach oben. Die kleine Berührung hatte ihn wieder nach unten gestossen, aber jetzt näherte er sich wieder der
Decke… Er warf sich die Arme über den Kopf, kurz bevor er wieder auf das Metall traf. Die plötzliche Gravitationsänderung hatte ihn überrumpelt, aber auf den dritten Aufschlag war er vorbereitet. Er riss seine Beine nach vorne, sodass er sich parallel zur Decke befand und konnte sich so bei der nächsten Sicherheitsstange festklammern… oder das war jedenfalls der Plan. Als er die Hand ausstreckte, um sich an der Stange zurückzuziehen, verpasste er diese plötzlich um ganze 40 Zentimeter, weil er plötzlich auf die Seite gezogen wurde, und in die Wand knallte. Welche Wand war das nun? War er wieder am Boden? Am ursprünglichen Boden? Er konnte es nicht erkennen, da er sofort wieder seine Augen schliessen musste, während er der Wand entlang nach unten fiel. Nach unten. Die Richtung, in die er fiel, war unten. Aber war das der Boden? Nein. Er fiel immer noch nach unten. Der Gang war nicht hoch genug dafür. Er fiel nicht auf den Boden. Er fiel nach unten, aber nicht zum Boden. Was war aber ein Boden? Ein Stück Metall, zufällig gewählt von sechs verschiedenen, und zum Ehrenstatus von “BODEN” ernannt. Zur ewigen Schuhsohlenberührung verdammt. “UNTEN” genannt.
Diese Gedanken machte sich Jack, während die Wände oder Boden oder Decken vor ihm zu einem schönen grau verschmolzen, und er in die Tiefe stürzte.
Arielle Rüfenacht