Gruppentext VII: Oben

Gruppengeschichte Stories

P1: Hoch über den Gebirgszügen Magonias zog Belladur seine Kreise, mit seinen Habichtsaugen suchte er die Umgebung ab. Er konnte den Wind unter seinen Schwingen spüren, die Sonne schien ihm auf das braune Gefieder, während er in der frühen Morgensonne über die Berge und Täler hinweg schoss.

Seine Aufgabe war klar. Da hatte sich sein Vater klar genug ausgedrückt: “Finde die Orks, damit unsere Armee sie zerschlagen kann.” Dies waren seine Worte gewesen. Es schmerzte Belladur, dass jedes mal, wenn er seinen Vater sah, eine Enttäuschung in dessen Augen lag, ganz als ob er nichts wäre als ein niederes Tier, das hier nichts zu suchen hatte. Ja, die Calidra hatten viel damit zu tun, ihre geliebten Baumstädte gegen die Orks zu verteidigen. Und klar kann man verstehen, dass sein Vater deshalb verstimmt war. Und dennoch verletzte es ihn. Als Prinz der Calidra, welche von den anderen Völkern oft nur belächelt und als “Zwitschermenschen” bezeichnet wurden, würde er sie eines Tages führen müssen. Doch er hoffte, dass dieser Tag noch lange nicht kommen würde.
Eine Staubwolke in einem Tal des Osten erregte seine Aufmerksamkeit. Sie kamen.

P2: Die Garde näherte sich mit starken Flügelschlägen dem Wald. Die Kampfadler waren von der Gattung von sturköpfigen Federn, die jegliche Faulheit ablehnten und sie flogen demgemäss nicht im normalen V-förmigen Schwarm, sondern in einem engen militärischen Raster, das kaum den Boden berührte. Im Gegensatz zu den Orks griffen sie nicht nach Lust und Laune andere Völker an, sondern kämpften für Frieden. Sie gingen keine Bünde ein. Wenn die Orks die Calidra angriffen, kämen die Garde ihnen zur Hilfe, aber ebenso das Gegenteil.

Belladur tauchte in eine feuchte Wolkenregion und überlegte sich einen Plan. Belladurs unfriedliche Suche nach den Orks würde bei der Garde nicht gut ankommen. Er vermutete aber, dass diese aus der Richtung der Orks kamen, denn ihre Streitigkeit war eine allzu bekannte Sache unter den Nordesvölkern. Mit seinem neuen Ziel vor Augen erneuerte Belladur seine Flügelschläge und fand neue Freude am Widerstandssprudel, der ihn an den Federspitzen kitzelte. Er spannte seine rechte Flügelhälfte an und tippte die Balance genug, um einen weiten Bogen um die Staubwolke in der Ferne zu machen.

Nachdem die Garde genau wie die Baumstädte schon weit hinter ihm in Horizont und Schatten verschwunden war, spürte er allmählich die Belastung an seinen Augen und er kreiste mit einer Windspirale hinunter zur Waldoberfläche. Aus Gewohnheit liess Belladur sich auf einem dicht verschleiertem Ast nieder und krabbelte in die Geborgenheit des Baumstammes. Prompt zuckte sein Schnabel jedoch in die Höhe und er musste die Augen fokussiert zusammenkneifen. Er konnte sie hören.

P3: Belladur hatte nie verstanden, weshalb man sich über sein Volk lustig machte, während die Orks doch geradezu danach schrien, aufgrund ihrer animalischen von Grunzen geprägten Sprache als zivilisationslos erachtet zu werden. Aber eins musste Belladur ihnen lassen: Das Grunzen, das er da in der Ferne vernahm, wirkte bedrohlicher als alles andere, was er je gehört hatte. Es waren dutzende, vielleicht hunderte, schätze Belladur, dessen Habichtsaugen er in jener Situation am liebsten gegen gute Ohren eingetauscht hätte. Denn während die animalischen Laute schon um ihn herum waren und so klangen, als sei er von Orks umzingelt, konnte er keinen einzigen der widerlichen Kreaturen ausmachen.
Er erhob sich wieder in die Luft um seine Vorteile als Calidra auszunutzen. Doch während er über den Baumwipfeln kreiste, war ihm nicht bewusst, dass der Gegner dieselben Vorteile genoss.
Die Garde hatte ihn umzingelt in einem ewigen Strudel flogen sie um Belladur herum, begafften ihn, kreischten wie Raubvögel.
Und plötzlich ging alles sehr schnell. Die dutzenden Mitglieder der Garde stürzten sich wie auf Kommando im selben Augenblick auf Belladur. Stählerne Schnäbel trafen auf stählerne Schnäbel, Federn und Krallen auf Krallen und Federn. Es war ein heilloses Durcheinander, doch Belladur wäre nicht der Prinz der Calidra, wenn er sich nicht gegen seine Artgenossen behaupten könnte.
Der Kampf schien ebenbürtig, bis plötzlich Pfeile aus dem Dickicht unter ihnen auf sie geschossen kamen. Belladur dachte, dass die Orks sich gegen den gesamten feindlichen Stamm wehrte, doch nachdem er unzähligen tödlichen Pfeilen ausgewichen war, begriff er, was wirklich passierte. Und die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag, der stärker war als alle Schäbel der Calidra und tödlicher als alle Pfeile der Orks. Belladur hatte sich geirrt, die Garde kämpfte nicht für den Frieden. Oder zumindest nicht für Frieden zwischen den Orks und den Calidra. Die Garde und die Orks steckten unter einer Decke. Verräter waren sie, nichts weiter.
Mit dieser Erkenntnis im Kopf, konnte er nicht die Kraft finden, sich gegen die Feinde zu wehren. Langsam fiel er zu Boden, wie ein Komet, dessen Aufprall sein endgültiger Tod bedeuten würde.

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