Bekanntlich kann der Glaube Berge versetzen. Dementsprechend sollte es mir doch gutgehen? Wieso ist dem nicht so? Glaube ich zu wenig? Was soll falsch daran sein wenig zu glauben und mehr zu wissen?
Solche Gedanken teile ich mit mir selbst, wenn ich auf dieser schäbigen Bank sitze und mir ein Bild ausmale von Gott und der Welt. Wäre doch nur das Wetter ein wenig ansprechender. Denn mieses Wetter führt zu noch miseren Gedanken.
Vielleicht ist es nicht das Wetter, das mir schlechte Laune verschafft, vielmehr mein Alter.
Ganze fünfundsiebzig.
Was versuche ich mir da eigentlich einzureden? Weder das Wetter, noch mein Alter und auch nicht diese schäbige Bank sind Gründe für meine miserable Laune, sondern Gott.
Wieso Gott? Weil er nie mit mir geredet, geschweige denn geflüstert hat. Dabei glaube ich schon fünfundsechzig Jahre an ihn und das auch noch felsenfest. Viele Male in meinem bescheidenen Leben, kam mir Gott vor wie der Weihnachtsmann. Dennoch zwang ich mich, immer und immer wieder nicht an ihm zu zweifeln und auch dann! Geredet hat der nicht. Stillschweigend sitzt der wohl irgendwo hoch oben im Himmel, im Lotus-Sitz, wer weiss, wie dieser Buddha hier vor meiner Nase, inmitten eines Brunnens, gegenüber meiner ach so geschätzten, schäbigen Bank. Und da bin ich wieder bei meiner schlechten Laune.
An Tagen, wie diesen denke ich an meine Frau. Die hätte mir das Gottgesülze ausgeschwafelt. Die hätte dies von sich gegeben: «Du brauchst keinen Gott, du hast ja mich, rede mit mir». Jetzt muss ich schmunzeln. Also gut, ich gebe es ja zu, so ganz untätig war Gott dann auch wieder nicht. Stumm hatte er mir eine wundervolle Frau geschenkt, Kinder nicht, aber das ist in Ordnung. Nicht, dass ich Kinder nicht ausstehen konnte, nein, zu viel geraucht, Potenz niedrig und so weiter und so fort. Also kein Verschulden Gottes, kausal, vielleicht.
Was hat er mir noch geschenkt…
Fast hätte ich es vergessen, mein Vermögen. Hinter dem Buddha inmitten des Brunnens, steht der Ferrari «812superfast». Vor der Haube führt ein Marmorkiesweg zu meiner Villa, 12 Zimmer, vier Säulen, gebaut nach dem Ebenbild des indischen Taj-Mahals. Siehe da, da verbessert sich die Laune. Wer weiss, wenn ich meinen Hintern hoch bekomme nehme ich mir ein heisses Bad und genehmige mir ein Glas Whiskey. Die Frage ist dann nur noch, was ich trinken soll. Single Malt Whiskey oder Dalmore Trinitas? Ist ja eigentlich auch vollkommen egal, sofern es den Zweck erfüllt.
Alkohol, dieser heimtückische Wegbegleiter meines Lebens. Mit ihm teile ich auch schöne und weniger schöne Erinnerungen. Die meisten würde ich gerne vergessen. Dann gibt es hie und da in meinem Gedächtnis Dinge, die nicht vergessen gegangen sind und diese Dinge blieben dort und das auch nur dank dem Alkohol. Der erste Kuss, das erste Mal, das zum ersten Mal geschrottete Auto eines Kollegen, naja Alkohol war nicht immer mein bester Freund. Ich habe da mal was vernommen gehabt von einem Jugendlichen, ein Zitat, von irgendeiner Internetseite Namens Facebook?
Der ging so; keine gute Story beginnt mit einem Salat? Das trifft irgendwie zu.
Jetzt muss ich nur noch meinen Hintern hoch bekommen.