Der Lift

Uncategorized

Rose Mary: Verdammt! Was soll das? Ich habe einen wichtigen Termin in einigen Minuten und dieser Lift funktioniert nicht. Ich habe den programmiert, warum geht da was schief? Na toll, eine Netzverbindung habe ich auch nicht. Moment… Warum fährt dieser Lift weiter nach unten? Ich muss in den 15. Stock. Hey! Hallo? Hilfe! … Na endlich, wenigstens gehen die Türen jetzt au..

Elias: Sind Sie wohlauf? Wie kann ich Ihnen nun helfen?

Rose Mary: Ich brauche keine Hilfe, ich möchte nur eine sabile Netzverbindung, dann kann ich den Lift wieder zum Laufen bringen.

Elias: Wieso? Wenn der Lift zu mir kommt, ist es normalerweise wegen einem technischen Fehler.

Rose Mary: Bei allem Respekt, aber ich habe dieses Lift programmiert, also weiss ich auch, wie ich ihn wieder reparieren kann. Wer sind Sie überhaupt?

Elias: Der Liftmechaniker. Ich bin momentan für alle Lifte zuständig.

Rose Mary: Das sind aber viele! Kümmern Sie sich um einen anderen, das schaffe ich schon.

Elias: Heute bin ich aber für diesen zuständig, das steht in meinem Plan. Den habe nicht ich zusammengestellt, da müssen Sie sich schon bei den höheren Autoritäten melden.

Rose Mary: Ich habe das ganz schnell, ich brauche eine Netzver…

Elias: Jaja, schon gut, suchen Sie doch eine, während ich die richtige Arbeit mache…

Rose Mary: Hören Sie, ich bin von oben und Sie von unten, also denke ich, dass ich entscheiden werde, was Sie tun.

Elias: Sie haben zwar mehr Autorität als ich, aber von was ich bis jetzt gehört habe, gehören Sie nicht zur Mechanik-Linie, Sie haben mir also nichts zu sagen, ohne Autorisation meiner Höheren.

Rose Mary: Es geht gar nicht um die Mechanik-Linie, es geht um die Programmier-Linie. Na los, Abmarsch.

Elias: Ich habe Ihnen gerade erklärt, dazu können Sie mich gar nicht zwingen! Aber tun Sie wie Sie wollen, ich mache jetzt meine Arbeit.

Rose Mary: Sie können Ihre Arbeit machen, nachdem Sie mir eine Netzwerkverbindung hergestellt haben.

Elias: Ich habe keine Netzwerkverbindung, ich bin ein Mechaniker! Für eine Netzwerkverbindung müsste ich 27 Stockwerke nach oben laufen, und dazu habe ich keine Zeit.

Rose Mary: Denken Sie, ich hab sie? Sie müssen das tun! Ich bin von oben, zeigen Sie Respekt.

Elias: Jaja…  Die heutige Jugend, was denkt die sich eigentlich…

Rose Mary: Wie alt sind Sie? Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich älter bin als Sie!

Elias: Wie alt ich bin?! Na, was hatte ich eben gedacht, auch wenn Sie schon 50 Schönheits-OP’s durchgemacht hätten, würde man an der Attitude sehen, dass Sie ein Kind sind.

Rose Mary: Ein Kind? Ich bin ein Kind? Nein, ich glaube Sie verwechseln da was. Sie sind einfach zu unintelligent. Vergleichen Sie doch mal einen Mechaniker mit einer Programmiererin ersten Grades!

Elias: Ersten Grades? Ha, hatten Sie nicht gerade selbst gesagt, Sie hätten etwas falsch programmiert?

Rose Mary: Das… Wie alt sind Sie jetzt? Sie lenken vom Thema ab. Ich wette, Sie sind frisch aus der Lehre, eigentlich sollte ich Sie duzen.

Elias: Na also, ich bin schon seit 50 Jahren aus der Leere des Bauches meiner Mutter.

Rose Mary: 50? Also haben Sie ja noch drei Viertel ihres Lebens vor Ihnen. Und die verbringen Sie als Liftmechaniker? Warum arbeiten Sie sich nicht hoch? Sie könnten Fernsehmechaniker werden und in den Hochhäusern Fernseher installieren. Das wär doch was!

Elias: Mich hocharbeiten, um mit Leuten wie Ihnen festzusitzen? Da bin ich schon lieber Rattenfallen-Mechaniker.

Rose Mary: Gut. Schön! Verschwinden Sie jetzt, Sie rauben mir den letzten Nerv. Ich rufe jetzt den Notfall, damit die mir eine stabile Netzwerkverbindung geben.

Elias:  Ähm… brauchen Sie dafür nicht auch eine Netzwerkverbindung?

Rose Mary: Wenn Sie in den letzten zwei Jahren mal oben gewesen wären, dann wüssten Sie, dass wir im Notfall neuerdings auf Funk zugreifen. Ich rufe jetzt an.

Elias: Gut. Schön! Dann bin ich Sie endlich los.

Rose Mary: Gut. Schön! Verschwinden Sie.

Elias: Ähm… noch eine Frage… Sie haben gesagt, Sie benutzen Funk… braucht man dafür kein Funkgerät?

Rose Mary: Verdammt! Immer in diesen Situationen habe ich keines. Sie hätten nicht…

Elias: Wer denken Sie bin ich denn? Ihr Sekretär? Ihr Funktransporter?

Rose Mary: Mein Untergeordneter!

Elias: Falsch! Ein Untergeordneter Ihrer Mitgenossen. Es ist schon schlimm genug 500 Schwa… überforderte Personen über mir zu haben, ohne noch Sie ständig im Ohr zu haben.

Rose Mary: Was erlauben Sie sich! Wir sind alle freundlich, respektvoll und fair. Deswegen helfen Sie mir jetzt.

Elias: Helfen Sie sich selber, indem Sie entweder 27 Stockwerke selber hinaufwandern, oder die Werkzeugkiste für mich zum Lift tragen, damit ich ihn für Sie wieder zusammenstellen kann.

Rose Mary: Warum sollte ich Ihnen die Werkzeugkiste zum Lift tragen. Sehen Sie meine Hände?

Elias: Jaja, Manikütour wie auch immer das heisst und alles.

Rose Mary: Es ist nicht nur meine überaus schöne und teure Maniküre sondern auch die Form. Ich habe meinen Daumen operiert, damit ich schneller programmieren kann, nicht dass ich sinnlose Werkzeugkasten von unterbelichteten – im wahrsten Sinne des Wortes, sie kommen ja nie ans Sonnenlicht – Schwachköpfen wie Ihnen.

Elias: Wenn Sie genug Geld für eine solche Operation schon hatten, können Sie mit etwas Anstrengung sicher auch genug Geld auftreiben für eine Zweite.

Rose Mary: Nein, ich habe mein ganzes Geld ja jetzt ausgegeben und damit ich mehr verdiene, muss ich wieder arbeiten und nicht hier unten mit Ihnen diskutieren.

Elias: Wieso sind Sie denn noch hier? Die Treppe ist in dieser Richtung.

Rose Mary: Ich möchte nicht 27 Stockwerke laufen. Wo ist Ihr Vorgesetzter? Ich brauche dringend eine Netzwerkverbindung.

Elias: Mein Vorgesetzter hat sein Büro im 5. Stock, das heisst für Sie also, Sie müssen nur noch 38 Stockwerke laufen.

Rose Mary: Telefonieren Sie mit dem? So ab und zu? Wegen dem Lohn oder wegen den blöden Werkzeugen? Ja, richtig? Dann haben Sie ein Netzwerk und dieses können mir sicher geben. Ich brauche nur den Namen und ihren Fingerabdruck zur Verifizierung.

Elias: Wie ich Ihnen schon erklärt habe, muss ich dafür Sieben. Und. Zwanzig. Stockwerke, nach oben. Oder 65 nach unten, aber ich glaube das wäre für so eine Grottenjungfrau wie Sie etwas gruselig, n’est-ce pas?

Rose Mary: Wissen Sie, an wen Sie mich erinnern? An diese nervigen Informationsleute, die überhaupt keine Lust haben, Ihren Job zu tun. Die nervigen Informationsleute vom Stock 1. Genau daran erinnern Sie mich.

Elias: Ich werde mich jetzt davon enthalten, Ihnen zu sagen, an wen Sie mich erinnern.

Rose Mary: An wen? Na los!

Elias: Das wäre höchst unhöflich, also nein.

Rose Mary: Sie sind sowieso unhöflich. Wenn Sie so erpicht darauf wären, höflich zu sein, dann könnten Sie mir Ihre Netzwerkverbindung zur Verfügung stellen.

Elias: Na gut, Sie erinnern mich an meine Enkeltochter, als sie bei einem Besuch in Ägypten Lust auf Schokolade hatte, und ich ihr erklären musste, dass man dort keine Schokolade verkaufte, wegen der zu hohen Hitze. Auch sie konnte die Fakten nicht akzeptieren.

Rose Mary: Ich bin mir aber sicher, dass Sie Ihre Enkeltochter sehr gern haben. Und deswegen müssen Sie mich auch mögen und wenn man eine Person mag, dann gibt man ihr eine Netzwerkverbindung!

Elias: Wieder falsch. Ich habe meiner Enkeltochter keine Schokolade gegeben, bis wir zwei Wochen später wieder zu Hause waren. So wird es Ihnen in diesem Tempo auch ergehen.

Rose Mary: Wo arbeitet Ihre Enkeltochter? Ich möchte Ihr mein Beileid für so einen kalten Opa aussprechen.

Elias: Arbeiten? Sie ist 6 Jahre alt, um Grottens Willen.

Rose Mary: Ihre Personalnummer?

Elias: Das geht Sie nichts an.

Rose Mary: Ich bekomme aber sicher Ihre? Damit ich Sie bei Ihrem Chef melden kann, wegen unzureichender Hilfe.

Elias: Dann erst recht nicht.

Rose Mary: Ich überprüfe Sie mit meinem Gesichtsscanner. Stellen Sie sich hin, lächeln Sie und dann haben wir’s.

Elias: Da ist eben das Problem. Dazu müsste ich gerade hinstehen und lächeln, aber dazu habe ich keine Zeit und bin ich nicht bereit.

Rose Mary: Ich glaube schon, dass Sie genug Zeit hätten, Sie haben einfach Angst, Ihren Job zu verlieren, weil Sie offensichtlich einen Fehler begangen haben. Sie müssen der Oberschicht immer gehorchen.

Elias: Na ja… eigentlich bin ich einfach hier, damit ich meiner Enkeltochter nachher erzählen kann, wie unhöflich und unmoralisch die “Oberschicht” sich benimmt, und wenn ich dafür meinen Job verliere, dann kann ich umso mehr meiner Enkeltochter erzählen, also tun Sie wie Sie wollen!

Rose Mary: Rührend! Tja, gut, stellen Sie sich hin, ich muss ein Foto machen. Sie müssten aber nicht Ihren Job verlieren, wenn Sie mir einfach Ihre Netzwerkverbindung geben. Nur heute. Ich benutze dann halt immer einen anderen Lift, der sicher richtig programmiert ist.

Elias: Wenn Sie den Lift programmiert haben, dann bezweifle ich das.

Rose Mary: Beleidigen Sie mich?

Elias: Das habe ich nie gesagt. Oh, moment, mein Telefon klingelt. Hallo? Ja? Ein Lift ist zusammengebrochen? Ich komme gleich.

Rose Mary: Nein. Sie bleiben hier. Sie denken, ich kann nicht gut programmieren? Machen Sie’s besser. Ich hole Ihren Werkzeugkasten und versuche, den Lift so zu retten, und Sie, naja, Sie programmieren mal den Lift neu.

Elias: Vergessen Sie’s. Ich muss gehen. Auf Wiedersehen.

Rose Mary: Haben Sie Angst?

Elias: Von wegen. Ich habe diesen Lift einfach schon geflickt.

Rose Mary: Was? Wie?

Elias: Na ja, das vorher war eigentlich nur ein Neustart des Programms, und beim Herunterfahren kommt der Lift immer zu diesem Stock hinab. Das Hochfahren ist jetzt fertig, also, lebewohl!

Rose Mary: Sehen Sie! Ich kann doch programmieren.

Elias: Und ich kann doch reparieren!

 

Arielle & Lena

Leave a Reply

Lost Password